Bundesverbandes der VO-Firmen e.V. - 15. Saatguthandelstag setzt Zukunftsakzente
Germany
June 12, 2013
Experten aus Handel, Industrie, Pflanzenzucht, Verwaltung und Landwirtschaft aus sechs europäischen Ländern trafen sich vergangene Woche auf Einladung des Bundesverbandes der VO-Firmen e.V. (BVO) und der Bundeslehranstalt Burg Warberg e.V. zum 15. Saatgut-handelstag auf Burg Warberg. Der Vorsitzende des BVO, Jörg Hartmann, begrüßte in der Bundeslehranstalt 182 Teilnehmer zum zweitägigen Branchentreff.
In seiner Rede verwies der BVO-Vorsitzende darauf, dass sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Zahl der Marktteilnehmer auf allen Stufen der Saatgutproduktion verringert habe. Die Zuchtunternehmen seien europäisierter, globalisierter und teilweise industrialisierter geworden. Die Vermehrung von Saatgut sei kein Statussymbol mehr, sondern stehe unter rein marktwirtschaftlicher Betrachtung. Die Anforderungen an die Saatgutaufbereitung unterlägen höheren brancheninternen, öffentlichen und gesetzlichen Vorgaben als vor 20 Jahren. „Ich würde mich freuen, wenn wir uns inhaltlich und fachlich in den Produktionsebenen weiterentwickeln könnten, nicht in vertraglichen Verklausulierungen verrennen und unsere Kunden durch verlässliche und qualitative Arbeit überzeugen“, betonte der Vorsitzende des BVO.
Geboten wurden insgesamt 13 Fachvorträge zu den Themen Zukunft der modernen Landwirtschaft in Deutschland, Trends bei Linien- und Hybridzüchtung, der Markt für Feldsaaten, Zukunft der Saatgutanerkennung, elektronische Warenidentifikation und –rückverfolgbarkeit sowie aktuelle Themen der Beizung. In dem Themenblock zur Vertriebsgestaltung von Saatgut, setzte sich Hans-Peter Ruopp, Beiselen, Ulm, in seinem Vortrag mit dem Verhältnis von Saatgutzüchtern und Handel auseinander. Er fragte, ob Züchter und Handel in Zukunft eher Wettbewerber oder Partner sein werden. Die große Zahl von Sorten, mit unterschiedlichen Beizungen und Verpackungsgrößen, bereite dem Handel teilweise enorme logistische Herausforderungen. Die Frage sei, ob alle Händler alle Produkte anbieten müssen, oder ob engere Kooperationen zwischen dem Händler und einer ausgewählten Zahl von Zuchtunternehmen sinnvoller seien. Dabei stelle sich auch die Frage, welches Selbstverständnis der Handel habe. Gehe es nur darum, logistische Aufgaben zu erfüllen oder sollten auch andere Faktoren wie neutrale Beratung und zeitsparende Information aus einer Hand eine wichtigere Rolle spielen, fragte Ruopp. Chancen für den Handel würden sich ergeben, wenn man den Wettbewerb unter den Züchtern für sich nutze, zum Beispiel indem man sich auf fachlich fundierte Sortimente beschränke.
Horst Düll, Landwirt aus Würzburg, bestätigte diese Aussagen anhand der Zahlen seiner Betriebe. Denn bei Hauptkulturen beschränke er sich in seinen Betrieben auf zwei bis drei Sorten, die in der Regel über mehrere Jahre angebaut werden. Die Sortenwahl wird dabei mit dem Handelspartner abgestimmt. Einen hohen Einfluss auf die Entscheidung hätten bei seinen Betrieben vor allem die persönliche und kompetente Beratung zur Sorte und ihrer Bestandesführung sowie die Landessortenversuche. Die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Sorten hätten keinen nennenswerten Einfluss auf die Entscheidung. Erwartet werde vom Handel eine rechtzeitige und längere Sortenverfügbarkeit und eine optimale Aufbereitungsqualität.
Über die Strukturen des Saatgutvertriebs in Frankreich berichtete abschließend Dr. Volker Lein, Saaten Union Recherche, Estrée-Saint-Denis. Bei der Sortenwahl wirke sich die starke Exportorientierung Frankreichs aus. Das Sortenspektrum sei deshalb vergleichsweise klein. In Frankreich gebe es 90 Saatgetreideproduktionsstätten von denen knapp die Hälfte genossenschaftlich organisiert sei. Fast zwei Drittel des Saatgutes würden über den so genannten „kurzen Weg“ von den Produzenten direkt an die Landwirte verkauft. Beim „langen Weg“, seien Verbundorganisationen, Großhandel sowie die Genossenschaften und privaten Landhändler vor Ort beteiligt.
Der BVO machte im Rahmen des Saatguthandelstages deutlich, dass sich jede Stufe der Saatgutproduktion an die strukturellen Entwicklungen der Branche angepasst habe. Die Frage sei aber, ob für die Z-Saatgutproduktion Anpassung allein ausreiche, oder ob mehr gestaltet werden solle. Alle müssten sich in ihren Funktionen selbstkritisch betrachten und abwägen, welche Aufgaben sie in der Züchtung, Produktion, Aufbereitung und Vermarktung von Saatgut in der Zukunft übernehmen wollen. Wenn sich jede Stufe auf ihren Bereich konzentriere und sich zu Innovation, Qualität, Dienstleistung, Wirtschaftlichkeit und Verlässlichkeit bekenne, habe die Saatgutproduktion gute Chancen, den Wettbewerb mit dem Produkt Nachbau zu gewinnen, so der BVO.
Der nächste Saatguthandelstag findet statt am 22. und 23. Mai 2014.
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Website: http://www.bvo-saaten.de Published: June 19, 2013 |