Grüne Gentechnik reduziert Armut in Entwicklungsländern
Göttingen, Germany
September 7, 2009
Der Göttinger Agrarökonom Prof. Dr. Matin Qaim und sein Team legen die weltweit erste umfassende Studie vor, die belegt, dass gentechnisch verändertes Saatgut zur Armutsminderung beiträgt. Am Beispiel von Bt-Baumwolle in Indien zeigen die Forscher, dass diese Technologie die Einkommen ländlicher Armutshaushalte beträchtlich steigert. Die Ergebnisse erscheinen in der Septemberausgabe des renommierten Wissenschaftsmagazins „Nature Biotechnology“.
Die Diskussion um den Sinn und Unsinn von gentechnisch verändertem Saatgut wird in Deutschland und Europa kontrovers geführt. Mindestens genauso intensiv diskutieren Gegner und Verfechter die Effekte des Technologieeinsatzes in Entwicklungsländern – oftmals auf Basis nicht unabhängiger Informationen.
Professor Qaim von der Universität Göttingen erklärt: „Ein Hauptproblem in der aktuellen Gentechnik-Diskussion ist, dass fast ausschließlich über Risiken berichtet wird. Diese voreingenommene Berichterstattung führt dazu, dass die Chancen der Technologie kaum wahrgenommen werden. Mögliche Vorteile für Entwicklungsländer werden vorschnell als leere Versprechungen der Industrie abgewertet. Im Ergebnis fragt sich der Verbraucher, warum er eine als risikoreich empfundene Technologie akzeptieren soll, die keine erkennbaren Vorteile mit sich bringt.“
Die öffentliche Debatte spiegelt aber nicht den wissenschaftlichen Kennnisstand wider. In den vergangenen Jahren haben zahlreiche unabhängige Studien zum Beispiel gezeigt, dass insektenresistente Pflanzen mit ingebauten Bt-Genen den chemischen Pestizid-Einsatz erheblich reduzieren und gleichzeitig die Erntemengen steigern, vor allem auch im
Kleinbauernsektor einiger Entwicklungsländer. Allerdings wurden solche Forschungsergebnisse in wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert, die einem fachfremden Publikum kaum zugänglich sind. Viel präsenter in der öffentlichen Diskussion sind deswegen Vorurteile und subjektive Aussagen verschiedener Interessengruppen.
Bisherige wissenschaftliche Publikationen über den Nutzen der Grünen Gentechnik konzentrierten sich aber vor allem nur auf die unmittelbaren Auswirkungen auf dem Feld. Die nun von Qaims Team vorgelegte Studie erweitert die Perspektive erstmals um breitere sozioökonomische Aspekte. Mit Hilfe umfangreicher Daten und komplexer Analysemethoden wurden direkte und indirekte Effekte von Bt-Baumwolle in Indien untersucht, die dort bereits von über 5 Mio. Kleinbauern angebaut wird. Die Ergebnisse zeigen, dass Bt-Baumwolle über die agronomischen Vorteile hinaus die Einkommen in ländlichen Regionen Indiens erheblich steigert – insgesamt um fast 2 Milliarden US Dollar pro Jahr. 60% dieses Nutzens entfällt auf Haushalte unterhalb der Armutsgrenze, für die sich die Lebenssituation entscheidend verbessert. Auch Landarbeiterhaushalte profitieren durch positive Beschäftigungseffekte, die insbesondere für Frauen zu beobachten sind.
Qaim betont, dass diese Ergebnisse nicht ohne Weiteres auf andere gentechnische Anwendungen übertragbar sind. Hierzu muss weitere Forschung unternommen werden. Dennoch erklärt er: „Die Tatsache dass bereits diese erste Generation gentechnisch veränderter Pflanzen zur Armutsminderung beiträgt, unterstreicht das große Potenzial der Grünen Gentechnik, welches hierzulande nicht ausreichend erkannt wird.“ Nach wie vor leben weltweit über 1 Milliarde Menschen in absoluter Armut, die meisten von ihnen im ländlichen Raum.
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Website: http://www.uni-goettingen.de Published: September 7, 2009 |
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