Germany
April 5, 2011
Qualität fängt beim Saatgut an, darüber ist sich die ökologische Lebensmittelwirtschaft einig. Dank des Engagements biodynamischer Demeter-Gärtner, -Landwirte und –Forscher gibt es inzwischen eine Vielzahl von Alternativen zum Saatgut aus dem Labor, das auch im Bio-Bereich immer noch eingesetzt wird. Demeter als innovativer Motor der Öko-Bewegung hat nicht nur als erster Verband überhaupt schon 2008 eigenständige Richtlinien für biodynamische Züchtung erlassen. Inzwischen sind bereits 25 biodynamische Gemüsesorten und zwei Getreidesorten zertifiziert. Die Organisation der Biodynamischen Wirtschaftsweise hat nun auch noch beschlossen, die Nutzung zertifiziert biodynamisch gezüchteter Sorten in der Verarbeitung durch eine Beitragsrabattierung zu fördern.
50 Prozent Beitragsnachlass können die Demeter-Hersteller für Produkte in Anspruch nehmen, deren Zutaten zu mindestens 50 Prozent aus biodynamischen Sorten bestehen. Verbraucher erkennen diese Produkte am entsprechenden Hinweis auf dem Etikette. Diese samenfesten Sorten, die als Kulturgut die Vielfalt fördern und auf Nahrungsqualität hin selektiert wurden, erfreuen sich inzwischen vor allem auch dank ihres charakteristischen Geschmacks und ihrer hohen Bekömmlichkeit zunehmender Beliebtheit.
In dem eigens gegründetem Fachbeirat biodynamische Sorten entscheiden bei Demeter Vertreter aus Züchtung, Landwirtschaft, Herstellung, Beratung und Forschung gemeinsam, wie die Alternativlösungen für nicht dauerhaft fruchtbares Saatgut von großen Konzernen, die auch im Bereich Agro-Gentechnik aktiv sind, gefördert werden können. Sie setzen dabei auf die Unterstützung der gesamten Biobranche von der Erzeugung bis zum Handel und fordern Transparenz am Gemüseregal und bei Getreideprodukten, damit Verbrauchern die Wahl zwischen Hybridsorten aus dem Labor und den im Einklang mit der Natur entwickelten biodynamischen Sorten ermöglicht wird.
Hybridsorten entstehen aus der Kreuzung zweier Inzuchtlinien. Ihre Nachkommen verlieren die erwünschten Eigenschaften und werden somit für den Praktiker uninteressant. So genannte CMS-Hybriden, die auf Unfruchtbarkeit hin gezüchtet werden, sind bei Demeter bereits seit 2005 ausgeschlossen. Diese Variante der Hybrid-Züchtung verschmilzt während eines wesentlichen Arbeitsschritts im Labor artübergreifend Zellen miteinander und gilt daher als kleine Gentechnik. Durch ihre Sterilität sind solche Produkte dann grundsätzlich nicht nachbaufähig.
„Wir brauchen Sorten, die Vitalität und Qualität charakterisieren, deren Zucht ökologischen Ansprüchen folgt und die Unabhängigkeit von rein kommerziellen Interessen ermöglicht“, betonen die Demeter-Vorstände Klemens Fischer und Stephan Illi gemeinsam mit dem Fachbeirat biodynamische Sorten. Im Gegensatz zum Bio-Angebot des konventionellen Lebensmittelhandels und der Discounter mit Hybrid-Gemüse und -Getreide könne der Fachhandel gerade mit dem gezielten Sortenangebot aus biodynamischer Züchtung anspruchsvolle und aufgeklärte Verbraucher erreichen.
Um die Arbeit der biodynamischen Züchterinnen und Züchter weiter zu fördern, hat der Demeter e.V. eine Spende in Höhe von 10 000 Euro an den Verein Kultursaat übergeben, der die biodynamischen Züchtungsprojekte koordiniert, die Sorten bei den Prüf- und Zulassungsbehörden anmeldet und damit als Allgemeingut sichert.