Am 4. November 2002 hatte die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) bekannt gegeben, die NFDI um weitere acht Konsortien zu erweitern, darunter FAIRagro. Damit umfasst die NFDI nunmehr 27 Konsortien. FAIRagro wird vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) koordiniert. Vorgesehen ist eine Förderdauer von fünf Jahren. „Das Konsortium hat sicher davon profitiert, dass es über Use Cases bereits konkrete Fragestellungen hat, für deren Beantwortung die Datenstruktur unmittelbar genutzt werden kann“, sagt Jochen Reif, Leiter der Abteilung Züchtungsforschung und ebenfalls Co-Antragsteller. „Die Vernetzung in der Anwendung ist ein ganz wichtiger Aspekt, daher hoffen wir, dass sich der Nutzerkreis im Laufe der Zeit erweitert.“
Ziel der NFDI ist es, eine verteilte und gleichzeitig harmonisierte Infrastruktur für die digitale Speicherung, Vernetzung und Nutzung von Daten aus Wissenschaft und Forschung verschiedener Fachbereiche zu schaffen. Datenbestände werden bisher oft noch wenig standardisiert, projektorientiert und nicht langfristig nachnutzbar, d.h. nicht nach den sog. FAIR-Regeln, abgelegt. Das soll sich ändern. In der NFDI sollen Forschungsdaten systematisch erschlossen und so einfacher über Fachdisziplinen oder Institutionen hinweg nachnutzbar werden.
In der deutschen Forschungslandschaft rund um nachhaltige Agrosysteme werden in einer Reihe von Fachinstituten verschiedene Typen von Forschungsdaten erhoben und auf unterschiedliche Weise gespeichert. Das Spektrum erstreckt sich dabei von Laborergebnissen, über Satellitenbilder bis hin zu qualitativen Interviews mit Landwirtinnen und Landwirten. Um diese Daten zukünftig für Forschende verschiedener Disziplinen besser auffindbar, zugänglich, interoperabel und nachnutzbar zu machen, plant das Konsortium FAIRagro eine Forschungsdateninfrastruktur und Kompetenzzentrum speziell für Agrosystemforschung, zu der auch ein Netzwerk von „Data Stewards“ gehört.
„Ziel ist es, die unterschiedlichen disziplinären Datensammlungen künftig besser zu verknüpfen und integrative Zugänge zu schaffen“, sagt Matthias Lange. Außerdem wollen die Partner gemeinsame Trainings- und Schulungsprogramme entwickeln. „Diese könnten dann als ein weiteres Element im Doktoranden-Programm des IPK angeboten werden.“ Es geht aber auch darum, die Nutzung zu bestimmten Diensten einzelner Partner zu vereinfachen und zu harmonisieren. „Diese Dienste und Serviceleistungen sollen damit mit höherer Qualität und mit niederen Zugangshürden breiter nutzbar gemacht werden“, erläutert Matthias Lange. Es ist geplant, dass sich das IPK hier mit wichtigen Infrastrukturen wie z.B. dem Genbank-Informationssystem (GBIS) oder mit dem e!DAL-PGP-Repository einbringt. „Letztendlich geht es im Konsortium immer um ein Geben und Nehmen, von dem alle Partner und vor allem die Nutzer-Community profitieren.“
Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung und Vorsitzende der GWK, begrüßte die beschlossene Erweiterung der NFDI: „Forschungsdaten sind ein Schatz, der bislang in Deutschland noch nicht richtig gehoben wurde. Daher wollen wir die NFDI zur zentralen Infrastruktur für die digitale Speicherung, Vernetzung und Nutzung von Daten aus Wissenschaft und Forschung weiterentwickeln“, erklärte die Ministerin nach Bekanntgabe der Entscheidung. „Es ist unser Ziel, dass Forschungsdaten möglichst ohne Reibungsverluste über Fächer- und Einrichtungsgrenzen hinweg genutzt und auch verarbeitet werden können. Das schafft neues Wissen und innovative Anwendungen. Und dafür schaffen wir die besten Voraussetzungen.“
Martina Brockmeier hob nicht nur die Bedeutung der Forschungsdaten hervor, sondern freute sich auf die maßbegliche Rolle, die Institute der Leibniz-Gemeinschaft bei NFDI spielen. „Herausragende wissenschaftliche Infrastrukturen sind ein unverzichtbares Element innovativer Forschung. Ohne Forschungsdaten, die reproduzierbar aufbereitet und anschließend der Wissenschaft allgemein zugänglich gemacht werden, wären viele Projekte schlicht undenkbar“, sagte die Präsidentin der Forschungsgemeinschaft. „Und ich freue mich, dass die Leibniz-Gemeinschaft hier eine so zentrale Rolle spielt“, sagte Martina Brockmeier. So sind in der dritten Auswahlrunde für NFDI bei allen ausgewählten Konsortien Leibniz-Institute beteiligt sind und erneut zwei der Konsortien unter Leibniz-Federführung stehen.
NFDI-Direktor York Sure-Vetter zeigte sich ebenfalls zufrieden. „Wir sind froh, dass die Kontinuität im Aufbau einer umfassenden Forschungsdateninfrastruktur trotz der schwierigen Haushaltssituation gestärkt wird“, sagte er. „Ich freue mich, dass unser Netzwerk weiterwachsen kann und noch mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen an der Gestaltung eines zukunftsgerichteten Forschungsdatenmanagements mitwirken werden.“
Erfahrungen mit der NFDI hat das IPK bereits seit 2020 als Gründungsmitglied des Konsortiums NFDI4Biodiversity sammeln können. „Die Herausforderung besteht darin, zunächst sämtliche Wünsche und Interessen der Partner aus den unterschiedlichsten Bereichen zu kanalisieren“, berichtet Uwe Scholz, Leiter der Arbeitsgruppe „Bioinformatik und Informationstechnologie“. Anschließend sollten möglichst praktikable und auch schnell nutzbare Lösungen angeboten werden. „Die Partner möchten natürlich auch einen Mehrwert sehen.“ Inhaltlich sieht Uwe Scholz über neue Citizen Science Projekte, aber auch Ansätze wie dem „Digitalen Zwilling“ durchaus wichtige Punkte für Kooperationen zwischen beiden Konsortien.
Mehr Infos:
https://www.fairagro.net
https://www.nfdi.de/
https://www.zalf.de/de/aktuelles/Seiten/Pressemitteilungen/FAIR.aspx
https://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/Pressemitteilungen/pm2022-13.pdf
https://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/neues/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-single/newsdetails/unverzichtbares-element-innovativer-forschung