Germany
April 12, 2016
Die Vermehrungsfläche für Sommergetreide in Deutschland wurde im Anbaujahr 2015 in Summe erneut leicht reduziert: Sommerweizen um 4,5 Prozent, Sommertriticale um 13,6 Prozent und Sommergerste um 4,0 Prozent. Saldiert mit einer leichten Flächenzunahme bei Hafer um 5,3 Prozent ergibt das ein Gesamtminus von 2,4 Prozent, auf einer Gesamtfläche von rund 15.150 Hektar. Trotz einer gegenüber 2015 leicht schwächeren Ertragssituation sprach zu Beginn der Frühjahrssaison 2016, auch aufgrund einer guten Anerkennungsquote, alles für eine deutschlandweit ausreichende Versorgungslage. Marc Möller von der AGRAVIS Raiffeisen AG, erklärt im Interview den aktuellen Stand in der Saatgut -Branche.
Herr Möller, wie haben sich Temperaturen und Niederschläge auf den Flächen ausgewirkt?
Möller: Bis Dezember des vergangenen Jahres verzeichneten wir sehr wüchsiges Wetter – mit sogar zweistelligen Plusgraden um Weihnachten -, sodass die nachfolgende Frostperiode im Januar 2015 größere Auswinterungsprobleme bei den Winterungen befürchten ließ, vornehmlich im Nordosten Deutschlands. Ab Februar wurde das Wetter wieder offen, einhergehend mit relativ hohen Niederschlagsmengen; eine Bestellung der Flächen oder sonstige Ackerbaumaßnahmen waren kaum oder gar nicht möglich. Aus eben diesen Gründen stellt sich die Vermarktungssaison für Sommersaatgetreide als angespannt dar. Vermehrt werden nur kleine Mengen zur sofortigen Lieferung geordert, was einen hohen logistischen Aufwand mit sich bringt.
Wie steht es im Einzelnen um die Versorgungslage?
Möller: Bei Sommerroggen ist die Versorgungslage sehr eng. Bei allen anderen Arten steht, vorbehaltlich spezieller Sortenwünsche, aus heutiger Sicht noch ausreichend Ware zur Verfügung. Für den Braugerstenanbau wurden die Sorten Quench, Avalon und Ventina empfohlen, im Bereich Feldsaaten werden verstärkt Wildacker und Blühmischungen für die Blühstreifenprogramme abgerufen. Aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzungen kann es bei einzelnen Mischungen zu Verzögerungen kommen; zurzeit scheint es sich hierbei ausschließlich um Mischungen mit Perserklee und Alexandrinerklee zu handeln. Beide Arten sind im vergangenen Jahr gut verbraucht worden, sodass die Läger geräumt wurden und auf neue Ernte zurückgegriffen werden muss. Das Preisniveau scheint sich stabilisiert zu haben, auf die vorderen Termine werden ähnliche Preise gehandelt wie in der vergangenen Ernte.
Was sollten Landwirte beachten?
Möller: Bei Gräsermischungsrezepturen kommt es aufgrund der aktuellen Marktsituation zu unterschiedlichsten Qualitätsstufen; hier ist es wie in den Vorjahren wichtig, sich mit der Rezeptur auseinanderzusetzen. Qualitätsmischungen in Niedersachsen sind mit dem roten oder magentafarbenen Etikett gekennzeichnet. Wegen des nasskalten Wetters ist die Befahrbarkeit bei vielen Flächen noch nicht gegeben, was voraussichtlich zu einem späteren Bedarf führen wird. Grundsätzlich aber ist die Versorgung für Blühstreifen, Wildackermischungen und Grünlandmischungen gesichert. Zu Verknappungen kann es aus heutiger Sicht bei Qualitätsprodukten kommen, die in der Vermehrung eingeschränkt wurden.