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Bohnen, Erbsen, Soja & Co.: EU-Projekt will Anbau von Hülsenfrüchten in Europa vorantreiben
Beans, Peas, Soy & Co.: EU project promotes cultivation of pulses in Europe


Hohenheim, Germany
June 20, 2017


Das EU-Projekt TRUE will den Anbau von Hülsenfrüchten - wie zum Beispiel Soja - in Europa vorantreiben. | Bildquelle: Universität Hohenheim, Sacha Daupin

  • Wissenschaftler der Universität Hohenheim kooperieren mit Partnern aus ganz Europa
  • Ein Werkstattbericht

Weniger Importe, weniger Dünger, mehr Nachhaltigkeit – es gibt gute Gründe, den Anbau von Hülsenfrüchten in Europa auszuweiten. Bisher wachsen die wertvollen Eiweißpflanzen hier nur auf wenigen Flächen. Das EU-Projekt TRUE mit Partnern aus 10 Ländern will das ändern. Mit von der Partie sind Forscher der Universität Hohenheim. Sie nehmen Fallbeispiele unter die Lupe, loten die wirtschaftlichen Auswirkungen aus und sorgen für einen Wissensaustausch zwischen den Projektpartnern. Über 540.000 Euro erhalten sie dafür aus dem 5 Millionen-Projekt – ein Schwergewicht der Forschung an der Universität Hohenheim.

Sie sind eine wertvolle Proteinquelle für Mensch und Tier: Hülsenfrüchte wie Erbsen oder Bohnen sind besonders für Vegetarier wichtig auf dem Speisezettel, und Soja ist aus der Tierernährung nicht mehr wegzudenken. Europa hat dabei jedoch ein Problem: Hülsenfrüchte – auch Körnerleguminosen genannt – wachsen nur auf gut zwei Prozent der Ackerflächen, so dass die EU in hohem Maße auf Importe angewiesen ist.

Das will das neue, europaweite Forschungsprojekt TRUE ändern, an dem Pflanzenbau-Experten, Agrarökonomen und das Forschungszentrum für globale Ernährungssicherung und Ökosysteme (GFE) der Universität Hohenheim beteiligt sind. Insgesamt haben sich in dem Projekt 24 Projektpartner aus 10 europäischen Ländern und Kenia zusammengeschlossen, um Anbausysteme und Nahrungsmittelketten in der EU zu untersuchen

Hülsenfrüchte reduzieren Bedarf an Mineraldünger

Leguminosen haben eine Eigenschaft, die ökonomisch und ökologisch von großem Vorteil ist: Sie binden mit Hilfe von Bakterien in ihren Wurzelknöllchen den Stickstoff der Luft. „Sie produzieren ihren Dünger gewissermaßen selbst und verbessern den Boden für die nachfolgenden Kulturen“, erklärt apl. Prof. Dr. Sabine Gruber, Pflanzenbau-Expertin an der Universität Hohenheim.

Gemeinsam mit Dr. Sabine Zikeli, Koordinatorin für ökologischen Landbau und Verbraucherschutz der Universität Hohenheim, führt sie zwei der insgesamt 24 Fallstudien des Projektes durch. Die Erfolgsgeschichten von Linsen und Soja stehen im Fokus der Forscherinnen.

„Sojaanbau gab es früher in Deutschland überhaupt nicht, und Linsen wurden nach den 1950er Jahren kaum noch angebaut“, so apl. Prof. Dr. Gruber. „Doch in den letzten Jahren hat der Anbau bei beiden Pflanzenarten zugenommen. Bei Linsen wohl deshalb, weil die Verbraucher regionale Produkte heute sehr schätzen. Bei der Sojabohne, die eigentlich sehr wärmebedürftig ist, haben wir heute Sorten, die mit unserem kühleren Klima zurechtkommen. Und der Klimawandel tut ein Übriges.“

Leguminosen-Anbau vor allem bei Öko-Betrieben beliebt

„Soja wird vor allem in Biobetrieben immer häufiger angebaut“, fügt Dr. Zikeli hinzu. „Das ermöglicht kurze Lieferwege durch regionalen Anbau, mehr Unabhängigkeit von Importen und mehr Sicherheit, denn Bio-Kunden wollen keine gentechnisch veränderte Soja. Da deren Anbau in Deutschland verboten ist, gehen die Erzeuger und Verarbeiter hier kein Risiko ein. Außerdem profitiert die Sojabohne vom steigenden Interesse an veganer Ernährung – viele Bio-Sojabohnen werden zu Tofu verarbeitet und nicht zu Tierfutter.“

Die Daten der Wissenschaftlerinnen sollen helfen, besser zu verstehen, warum gerade diese beiden Leguminosen so erfolgreich sind. „Das kann auch anderen Leguminosen den Weg bereiten“, ist sich apl. Prof. Dr. Gruber sicher. „Die Kichererbse steht bereits in den Startlöchern.

Ökonomie und Ökologie im Fokus der Forscher

Die wirtschaftliche Seite des Leguminosen-Anbaus betrachten an der Universität Hohenheim die Agrarökonomen rund um Prof. Dr. Enno Bahrs und Prof. Dr. Christian Lippert. „Der Mangel an Ertragssicherheit und mangelnde Wirtschaftlichkeit gelten bislang als die größten Hemmfaktoren“, berichtet Dr. Beate Zimmermann vom Fachgebiet Landwirtschaftliche Betriebslehre. „Wir wollen wissen, welche wirtschaftlichen Auswirkungen eine Ausweitung des Anbaus hätte und wie es mit der Wettbewerbsfähigkeit aussieht."

Die Forscher stellen anhand der Daten typischer Betriebe einer Region zunächst die Ist-Situation dar und simulieren anschließend am Computer, wie neue Produktionsverfahren, stabilere Erträge oder Preise die Wettbewerbsfähigkeit des Leguminosenanbaus verändern würden. „Auch die Auswirkungen verschiedener politischer Förderinstrumente beziehen wir ein“, erklärt Dr. Zimmermann.


Wichtig sei auch die Akzeptanz bei den Landwirten. „Vor allem in Bezug auf die Ertragsvarianz möchten wir wissen, welches Risiko Landwirte bereit sind einzugehen.“ Hinzu kämen bei der Betrachtung auch ökologische Größen wie Treibhausgasemissionen oder Stickstoff-Bilanz.

Austausch mit Praxis und Politik sicherstellen

Koordiniert werden die Arbeiten an der Universität Hohenheim am Forschungszentrum für globale Ernährungssicherung und Ökosysteme (GFE). „Bei TRUE ist uns der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis besonders wichtig“, betont der Koordinator des Teilprojekts Henrik Maaß vom GFE.

Dazu organisiert das Forschungszentrum Veranstaltungen, an denen sich die Projektpartner mit Landwirten, Firmen, Organisationen und Verbrauchern treffen. Neuigkeiten verbreiten sie zum Beispiel über Newsletter oder Social Media-Kanäle. Bis zum Ende des Projektes soll so ein europaweites Leguminosen-Netzwerk entstehen.

Auch der Dialog mit der Politik hat einen hohen Stellenwert in dem Projekt. „Ein konkretes Ziel des Projektes ist die Erarbeitung von politischen Empfehlungen“, erklärt Alicia Kolmans, Leiterin des GFE, „etwa für Förderinstrumente im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU, die die Wettbewerbsfähigkeit der Leguminosen-Anbauer gewährleisten.“

Hintergrund: Projekt TRUE – TRansition paths to sUstainable legume-based systems in Europe

Mit insgesamt 5 Millionen Euro fördert die Europäische Union das Projekt TRUE (TRansition paths to sUstainable legume-based systems in Europe) im Rahmenprogramm Horizont 2020. Beteiligt sind 24 Projektpartner aus zehn Ländern – Kroatien, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Griechenland, Ungarn, Irland, Portugal, Slowenien, Spanien und Kenia. Koordiniert wird das Vorhaben von Dr. Pietro Iannetta vom James Hutton Institute in Schottland.

Die Universität Hohenheim erhält über vier Jahre insgesamt Fördermittel in Höhe von 541 866 Euro. Beteiligt sind: Alicia Kolmans und Henrik Maaß (Forschungszentrum für globale Ernährungssicherung und Ökosysteme), Jun.-Prof. Dr. Andrea Knierim & Dr. Maria Gerster-Bentaya (Fg. Ländliche Soziologie), apl. Prof. Dr. Sabine Gruber (Fg. Allgemeiner Pflanzenbau), Dr. Sabine Zikeli (Koordination für ökologischen Landbau und Verbraucherschutz), Prof. Dr. Enno Bahrs & Dr. Beate Zimmermann (Fg. Landwirtschaftliche Betriebslehre), Prof. Dr. Christian Lippert & Dr. Tatjana Krimly (Fg. Produktionstheorie und Ressourcenökonomik im Agrarbereich).

Projekt-Homepage: https://www.true-project.eu/
Facebook und Twitter: @TrueLegumes

Hintergrund: Globale Ernährungssicherung – Schwerpunktthema an der Universität Hohenheim

Die Sicherung der globalen Ernährung stellt einen der drei Forschungsschwerpunkte an der Universität Hohenheim dar. Sie ist zunehmend durch Klimaveränderungen, den Verlust der biologischen Vielfalt und eine übermäßige Nutzung der natürlichen Ressourcen bedroht. Die Landwirtschaft muss einerseits den steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln decken, aber auch berücksichtigen, dass natürliche Ressourcen knapp sind. Hinzu kommt, dass Veränderungen bei Lebensstil und Essgewohnheiten zu immer mehr Ernährungsproblemen wie Mikronährstoffmangel und Übergewicht führen.

Das Forschungszentrum für Globale Ernährungssicherung und Ökosysteme (GFE) an der Universität Hohenheim verbindet Forschungsthemen wie nachhaltige landwirtschaftliche Produktionssysteme, Qualität und Verfügbarkeit von Lebensmitteln, Zugang zu den Märkten sowie Verarbeitung, Lagerung und Nutzung von Lebensmitteln. Ein besonderer Fokus liegt auf der entwicklungsorientierten Agrarforschung. Homepage: www.gfe.uni-hohenheim.de

Hintergrund: Schwergewichte der Forschung

29,5 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2016 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 250.000 Euro für apparative Forschung bzw. 125.000 Euro für nicht-apparative Forschung. 


Beans, Peas, Soy & Co.: EU project promotes cultivation of pulses in Europe

University of Hohenheim engages in research project “TRUE” toward sustainable farming systems based on legumes

Fewer imports, less fertiliser, more sustainability - there are good reasons for expanding the cultivation of pulses in Europe. Up to the present, the valuable protein-rich plants are cultivated in very few areas. The EU project TRUE with partners from 10 countries wants to change that. Researchers from the University of Hohenheim are part of the project. They are examining case studies, finding the economic effects, and ensuring an exchange of knowledge among the project partners. For this work, they are receiving over 540,000 euros from the 5-million-euro project - one of the major research projects at the University of Hohenheim
.

Legumes are a very special type of crop, they are characterised as a sustainable source of highly nutritious food and feed. ‘Sustainable’, since legumes require no inorganic nitrogen fertiliser, and this efficiency saving is added to by improvements to soil qualities and total productivity when deployed in a modern crop rotation. The nitrogen demand of legumes is met naturally via a symbiosis with soil bacteria that is contained in legume root nodules.

Despite their benefits, legume based systems have not been adopted in common farming practice, due largely to the fact that their potential profitability is questioned. Pulses only grow on 2-3 per cent of the arable land in the EU. That makes the EU highly dependent on imports of feed-legumes and fossil energy, which is required for the production of inorganic nitrogen fertilisers.

A new, European-wide research project intends to change this. Plant cultivation experts, agricultural economists, and the Hohenheim Research Center for Global Food Security and Ecosystems (GFE) from the University of Hohenheim are participating. In the project TRUE (TRansition paths to sUstainable legume-based systems in Europe), 24 project partners from 10 European countries and Kenya have gotten together to explore and develop sustainable legume-based farming systems and agri-feed and food chains in the EU. The group includes not only researchers from different backgrounds, but also businesses operating in legume commodity production and processing and other actors from the practice.

Legumes reduce need for mineral fertilisers

At the University of Hohenheim, plant cultivation expert apl. Prof. Dr. Sabine Gruber is carrying out two of the 24 total case studies in the project together with Dr. Sabine Zikeli, Coordinator for Ecological Agricultural and Consumer Protection. The researchers are focusing on the successful history of lentils and soy. Their data is to help better understand why these two types of legumes are so successful.

Project TRUE aims to unite economy and ecology

At the University of Hohenheim, the agricultural economists under the leadership of Prof. Dr. Enno Bahrs and Prof. Dr. Christian Lippert are looking at the economic side of legume cultivation. The lack of yield security and economic efficiency are considered the largest obstacles currently. The researchers are examining what economic effects would arise from expanding cultivation and whether production would be competitive.

The work at the University of Hohenheim is being coordinated by the Hohenheim Research Center for Global Food Security and Ecosystems (GFE).

Innovation for more healthy and profitable legume-based products

The whole diversity of available legume species and pedo-climatic conditions across Europe is covered by TRUE, looking at 24 case studies from the production and use of crops such as beans or chickpeas for healthy dishes in Portugal, to the processing of peas into beverages in the UK to the marketing of organic traditional lentils in Germany.

TRUE innovates across the supply chain – from the development of novel farming practices such as the use of pulses as “vegetable fertilisers” or “living manures”, to the testing of new food technologies for improved feed and food formulation. Feed innovations include use of lupins and faba beans for novel aquaculture feeds. Additionally, there will be sustainability assessments of various legume-based systems.

Project TRUE

TRUE wants to harness the environmental and social benefits and potentials of legumes, e.g. reducing environmentally damaging greenhouse gas emissions and water pollution as well as for a healthier nutrition with high value proteins while at the same time increasing the commercial competitiveness of EU grown legume crops. Specific recommendations will be proposed to influence relevant policies, such as the EU’s Common Agricultural Policy.

TRUE invites legume stakeholders to connect with the project to build a European network for the promotion of these crops.

Background: Europe

The University of Hohenheim is part of a wide European consortium that has been successful in receiving a €5 million grant from the EC’s Horizon 2020 programme “Sustainable Food Security (SFS) - Resilient and resource-efficient value chains”. The project with the acronym “TRUE” (TRansition paths to sUstainable legume-based systems in Europe) involves 24 project partners from 11 countries – Croatia, Denmark, Germany, Great Britain, Greece, Hungary, Ireland, Portugal, Slovenia, Spain, and Kenya, including scientists, businesses operating in legume commodity production and processing and other actors from the practice.

The consortium is coordinated by Dr. Pietro Iannetta, who is based at the James Hutton Institute (www.hutton.ac.uk) in Scotland, UK.

For further information about TRUE, please visit the website www.true-project.eu or facebook under @TrueLegumes or contact info@true-project.eu



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Website: https://www.uni-hohenheim.de

Published: June 20, 2017

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