Germany
December 5, 2023
Ziel des Gespräches vom 22. bis 24. November war die Vorbereitung eines gemeinsamen Faserhanf-Projekts. Welche Rolle Faserhanf in der Bioökonomie einimmt und was die Schwerpunkte des Forschungsvorhaben sein sollen, fassen wir hier zusammen.
Faserhanf. (© Leefken/JKI)
Ziel des vom 22. bis 24. November 2023 stattfindenden Sondierungsgespräches war die Vorbereitung eines gemeinsamen Projektes zu Faserhanf (Cannabis sativa). Beide Länder möchten Produktion, Verarbeitung und Nutzung von Faserhanf fördern und ausbauen.
Um die Arbeitspakete beider Länder festzulegen, reisten Vertreter des BMEL, der Deutschen Botschaft und des JKI nach Montevideo, in die Hauptstadt Uruguays. Nach ersten Gesprächen im uruguayischen Landwirtschaftsministerium (MGAP) und weiteren Gesprächen mit nationalen Produktions- und Verarbeitungsbetrieben sowie der uruguayischen Saatgutkammer wurde im abschließenden Workshop ein gemeinsames Protokoll verabschiedet.
Während auf uruguayischer Seite das MGAP selbst die durchführende Einrichtung sein soll, ist auf deutsche Seite das Institut für Züchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen des JKI für die Durchführung der geplanten Forschungsarbeiten eingeplant.
Bioökonomie mit Faserhanf – eine alte Kultur mit aktueller Bedeutung
Über Jahrhunderte war insbesondere der Faserhanf in Deutschland eine bedeutende Kulturpflanze. Aufgrund der Länge seiner Fasern sowie deren Reißfestigkeit und Widerstandsfähigkeit eignet sich Faserhanf sowohl als Rohstoff für die Herstellung von Seilen, Vliesen, Papieren und Textilien als auch für die Herstellung von Lederersatz, Bioplastik, Verbundwerkstoffen, Dämm- und Isoliermaterialien.
Aufgrund der konkurrierenden Chemie-, Erdöl- und Holzindustrieprodukte, aber auch durch das Anbauverbot für Faserhanf in den Jahren 1982-1996, ging viel Erfahrung, Wissen und vor allem Innovationskraft im Bereich des Faserhanfanbaus und seiner Verarbeitung verloren. Demzufolge wird die Kultur in Deutschland und Uruguay aktuell nur noch in sehr geringem Umfang angebaut. Für eine Reihe von Produkten, die bisher mit fossilen Rohstoffen hergestellt werden, streben beide Länder jedoch nach biobasierten Alternativen.
Mit dabei: JKI-Forschungskoordinator Florian Bittner und Anne-Marie Stache (JKI Institut ZG). (© MPAG)
JKI-Institutsleiter Frank Marthe (ZG, links) und Sergio Vasquez (MGAP), nationaler Koordinator des Hanfanbaus in Uruguay. (© JKI)
Besuch beim uruguayischen Saatgutinstitut INASE. (© JKI)
Faserhanfsortiment aufbauen, Anbau- und Verarbeitungsmöglichkeiten prüfen
Auf Basis des bestehenden Wissens soll ein Faserhanf-Sortiment aufgebaut, Eigenschaften der verschiedenen Genotypen und Sorten beschrieben sowie moderne Anbau- und Verarbeitungstechniken geprüft werden. Dabei soll auch berücksichtigt werden, inwieweit Faserhanf sich als landwirtschaftliche Kultur für den ökologischen Anbau eignet. Faserhanf zeichnet sich durch seine Anspruchslosigkeit, Robustheit und gute Unkrautunterdrückung durch sein schnelles Wachstum aus. Zum anderen werden ihm, aufgrund seiner tiefreichenden Wurzel, bodenfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Phytopathologische Probleme treten an Faserhanf zudem nur sehr selten auf.
Hintergrund
Die Sondierungsgespräche fanden im Rahmen des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Deutsch-Uruguayischen Bioökonomie-Kooperation und des Deutsch-Uruguayischen Bilateralen Kooperationsprogramms statt. Die Landwirtschaftsministerien beider Länder möchten Faserhanf mit Blick auf die heutigen technischen und züchterischen Möglichkeiten gemeinsam erforschen.
Uruguay, welches als weltweit erstes Land im Jahr 2013 den Anbau, Verkauf und Konsum von THC-Hanf (Cannabis/Marihuana) für den Freizeitkonsum unter staatlicher Aufsicht legalisiere, hat neben dem THC-Hanf auch eine beträchtliche Expertise in der Produktion, Verarbeitung und Qualitätsbewertung von Faserhanf erworben. Es erweist sich dadurch als idealer Partner für BMEL und JKI im Hinblick auf eine Modernisierung und Erweiterung der Faserhanfproduktion.