Limburgerhof/Köln, Deutschland
May 16, 2023
- CO2-optimierter Anbau von Winterweizen generiert Zusatzeinnahmen für Landwirte und Landwirtinnen durch Premiumvergütung des Ernteguts
- Zertifikatehandel für bis zu 40.000 Hektar klimaoptimierten Winterweizen startet mit der Aussaat im Herbst 2023
- Ausweitung auf weitere Kulturen für die Aussaat 2024 geplant
„KlimaPartner Landwirtschaft“ etabliert ab der kommenden Saison einen Zertifizierungsprozess für die Reduktion von CO2-Emissionen auf landwirtschaftlichen Betrieben. Das gaben die Partner BASF SE und RWZ Rhein-Main eG bei ihrer heutigen Pressekonferenz bekannt, bei der neben den ersten Ergebnissen auch die weiteren Pläne vorgestellt wurden. „Unser Ziel ist es, einen positiven Einfluss auf das landwirtschaftliche Lebensmittelsystem auszuüben und eine nachhaltige Landwirtschaft zu gestalten. Das Projekt „KlimaPartner Landwirtschaft“ ist dabei ein Leuchtturmprojekt. Es zeigt deutlich, dass eine klimaschonende Bewirtschaftung und hohe Erträge Hand in Hand gehen können“, betont Livio Tedeschi, President Agricultural Solutions, BASF SE. „Wir bringen das vorhandene Fachwissen aus den verschiedenen Disziplinen gebündelt auf den Acker und optimieren damit die Praxis. Dabei orchestrieren wir die Betriebsmittel, beginnend beim Saatgut, die Agrartechnik, die Vermarktung und Smart Farming. So bewegen wir uns proaktiv in Richtung einer effizienten, regenerativen Landwirtschaft“, ergänzt Christoph Kempkes, Vorstandsvorsitzender der RWZ.
Im Mai 2022 wurde das Projekt auf dem Pilotbetrieb von Heinrich Esser in Erftstadt gestartet. Mit der Aussaat von Winterweizen im Herbst 2022, wurden auf 8 Versuchsflächen verschiedene pflanzenbauliche Maßnahmen etabliert, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Dazu zählen neben verschiedenen Düngevarianten und Pflanzenschutzstrategien auch der Einsatz von Biostimulanzien. Aus den finalen Versuchsergebnissen werden Empfehlungen für den CO2-optimierten Anbau von Winterweizen ab der kommenden Saison abgeleitet. Was, wieviel und wann gemacht werden soll, empfiehlt dabei der xarvio® FIELD MANAGER und erstellt gleichzeitig die entsprechenden variablen Applikationskarten für die Aussaat, Düngung und den Pflanzenschutzeinsatz. Da dieser erstmals mit dem zertifizierten Nachhaltigkeitstool AgBalance® der BASF verknüpft wurde, sind die Empfehlungen aber nicht nur auf den höchsten Ertrag ausgerichtet, sondern gleichzeitig darauf, den CO2-Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Außerdem ermittelt das digitale Tool unter anderem auf Basis von Satelliten-, Betriebs- und Versuchsdaten gleich auch die CO2-Einsparungen.
Ziel soll es sein, bei mindestens gleichbleibender Produktivität und Qualität (Proteingehalt), den CO2-Fußabdruck in der Produktion von Winterweizen, um bis zu 30 % pro Tonne Erntegut zu reduzieren. Damit sich das Engagement der Landwirte wirtschaftlich rechnet, haben die Partner einen Zertifizierungsprozess entlang der Wertschöpfungskette entwickelt, der die CO2-Einsparungen vergütet. „Das Engagement der Landwirte und Landwirtinnen zum Klimaschutz muss honoriert werden. Daher ist uns sehr wichtig, dass die Zertifikate ihnen gehören, damit sie durch den Verkauf mindestens ihren Mehraufwand, zum Beispiel für hochwertigere Dünger und Digitalisierungstools, bezahlt bekommen“, erläutert Markus Röser, Leiter Nachhaltigkeit bei BASF Agricultural Solutions. Als Vergütung stehen den Landwirten zwei Möglichkeiten zur Verfügung:
- Eine Premiumzahlung zusätzlich zu Matif für den qualitativ hochwertigen und CO2-optimierten Winterweizen nach Erntetonne durch die weiterverarbeitende Industrie (Insetting).
- Der freie Handel der CO2-Zertifikate je Tonne CO2-Einsparung (Offsetting).
Gestartet wird mit dem Zertifizierungsprozess bereits ab der kommenden Saison mit der Aussaat des Winterweizens im Herbst 2023. Die Auszahlung erfolgt nach Ernte 2024 an die Landwirte. Angestrebt wird Gold Standard. Das Projekt soll ab diesem Zeitpunkt auf weitere landwirtschaftliche Betriebe ausgeweitet werden. Bis zu 40.000 Hektar Winterweizen könnten im Pilotjahr logistisch betreut und somit klimaschonender produziert werden. „Carbon Farming darf keine Insellösung sein, sondern muss über die ganzen Fruchtfolgen hinweg erfolgen. Auch hier leistet das Projekt ‚KlimaPartner Landwirtschaft‘ Pionierarbeit“, so Christoph Leufen, Geschäftsbereichsleiter Pflanzliche Produktion der RWZ. Ab der kommenden Saison wird es daher eine Ausweitung auf weitere Kulturen geben. Geplant sind neben Winterweizen auch Sommerbraugerste und anschließend Kartoffeln sowie Raps.
Die Transformation der Landwirtschaft gelingt jedoch nur, wenn alle Partner der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten, sind die Projektpartner sich einig. Das bestätigte auch Jutta Schock auf der Pressekonferenz. Sie ist als Leiterin Marketing & Innovation bei der GoodMills Innovation GmbH unter anderem zuständig für Mehle mit neuveredelten Funktionalitäten. „Es geht nur gemeinsam. Wenn wir zur Lösung der Probleme unserer Zeit und zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen wollen, müssen wir das Know-how aus verschiedenen Bereichen bündeln und gemeinsam an Lösungen arbeiten und bereit sein, dafür einen Aufpreis zu zahlen. Die Investition in Nachhaltigkeit und Klimaschutz erfordert Commitment von allen Partnern. Als Mühle, Veredler und Vermarkter des klimaoptimiert erzeugten Getreides übernimmt GoodMills eine wichtige Rolle als Bindeglied zwischen Landwirtschaft, Hersteller und Markt.“
BASF SE und die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG verfolgen in dem Projekt „KlimaPartner Landwirtschaft“ gemeinsam das Ziel, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu gewinnen, wie die CO2-Emissionen in der Landwirtschaft um bis zu 30 % pro Tonne Ernteertrag gesenkt werden können. Erstmals wird dabei der gesamte Produktionsablauf eines landwirtschaftlichen Betriebs von der Aussaat über die Ernte bis zur Lagerung der Agrarerzeugnisse betrachtet. Mit der Aussaat von Winterweizen wurden jetzt die ersten Maßnahmen auf dem Pilotbetrieb „Essers Bauernhof“ im Rheinland umgesetzt. Insgesamt ist das Projekt auf zehn Jahre ausgelegt. Die Ergebnisse aus jeder Saison fließen wieder in die nächste Versuchsplanung ein, um so die Empfehlungen immer weiter verbessern zu können. Im ersten Schritt liegt der Fokus dabei auf der Reduktion von CO2-Emissionen in der pflanzlichen Produktion. Die Ausweitung auf Humusaufbau sowie CO2-optimierte Produktion der Betriebsmittel und die Lagerung sowie Verarbeitung des Ernteguts sollen ab dem kommenden Jahr ebenfalls betrachtet werden.
Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie im Internet unter www.klimapartner-landwirtschaft.de.