Germany
May 14, 2025

Der Saatguttresor auf Spitzbergen - Quelle: NordGen
Für einen kurzen Moment öffnen sich im Juni 2025 die Tore der frostigen Saatgutreserve im ewigen Eis. Um die biologische Vielfalt zu bewahren, lagern Mitarbeitende der Genbank des Nordischen Rates Saatgut verschiedenster bedeutender Kulturpflanzenarten für Jahrzehnte dort ein. Das Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt (IBV) in der BLE ist Partner der deutschen Genbanken, die bereits mehr als 70.000 Proben auf Spitzbergen deponiert haben.
Zum Internationalen Tag der Biologischen Vielfalt am 22. Mai macht das IBV deutlich: Der Erhalt genetischer Pflanzenvielfalt ist entscheidend für die Ernährungssicherung.
Tief in einem Berg auf Spitzbergen, umgeben von ewigem Eis, liegt ein einzigartiger Ort: der Global Seed Vault. Seit 2008 bewahrt dieser internationale Saatguttresor Proben aus der ganzen Welt auf. Inzwischen lagern dort über 1,3 Millionen sogenannte Akzessionen – als Notfallreserve für Krisenzeiten wie Naturkatastrophen oder Kriege. Im Juni öffnet er unter Ausschluss der Öffentlichkeit erneut für kurze Zeit, um über 10.000 weitere, wertvolle Proben einzulagern. Zwölf Länder aus vier Kontinenten planen diesmal die Einlagerung von Saatgutproben, darunter drei Länder zum ersten Mal: Benin, die Philippinen und Vietnam.
Über 70.000 Saatgutproben stammen aus Deutschland, zwölf aus Bonn
In Deutschland ist das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben die größte Genbank für landwirtschaftliche Nutzpflanzen. Von dort lagern inzwischen fast 70.000 Sicherungsduplikate auf Spitzbergen und damit fast die Hälfte des gesamten Genbankbestands.
Weitere bedeutende Genbanken liegen beim Julius Kühn-Institut (JKI) mit der Deutschen Genbank Obst sowie der Deutschen Genbank Reben. Von dort sind bereits 19 Akzessionen von sieben Arten im Global Seed Vault hinterlegt. Doch nicht nur Genbanken nutzen den Global Seed Vault. Auch aus dem Botanischen Garten in Bonn lagern bereits zwölf Saatgutproben von rheinischen Gemüsesorten wie der bekannten Tomate "Bonner Beste" oder dem Wirsingkohl "Bonner Advent" im ewigen Eis.
Über 1.700 Genbanken weltweit
Neben der Aufbewahrung steht die Dokumentation im Mittelpunkt: Welche Sorte ist besonders robust? Welche gedeiht bei Trockenheit? Solche Informationen stärken internationale Kooperationen innerhalb eines globalen Netzwerks von über 1.700 Genbanken und ermöglichen die Probennutzung für Forschung und Züchtung. Das Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt der BLE bündelt Informationen über die in Deutschland erhaltenen Saatgutproben und stellt diese europäischen und globalen Datenbanken zur Verfügung. Die letzte Aktualisierung der Bestände erfolgte im April 2025.
Eigenschaften alter Sorten können in Zukunft nützlich sein
Doch warum das alles? Alte Sorten wie blaue Kartoffeln, grüne Tomaten oder Champagner-Roggen mögen kurios erscheinen, doch sie bergen wertvolle genetische Eigenschaften, die angesichts des Klimawandels und sich ändernder Anbaubedingungen überlebenswichtig sein können. Resistenzen gegen Schädlinge, Toleranz gegenüber Trockenheit oder extreme Temperaturen: Die Vielfalt in der Pflanzenwelt ist die Basis für eine sichere, nachhaltige Ernährung.
Vielfalt erhalten fängt zu Hause an
Jeder kann aktiv werden, wenn es um den Erhalt der Biologischen Vielfalt geht: Regionales Gemüse wie der "Kölner Palm", die "Lippische Palme" oder das "Teltower Rübchen" feiern ihr Comeback – auf Wochenmärkten, bei Direktvermarktern oder im eigenen Garten.
Weitere Informationen
Ein virtueller Rundgang gewährt einen Einblick in die frostigen Felskammern.